Wie mir einmal Goethe fast in die Suppe fiel

Wie mir einmal Goethe fast in die Suppe fiel

Ich kann ja nicht kochen. Wie mir Regina erst neulich attestierte. Dafür bin ich aber nicht schlecht ausgerüstet, mit meinem Entsafter «JUICE FOUNTAIN» einer sehr bekannten Schweizer Firma, «SINCE 1908», meinem Quirl einer berühmten deutschen Firma, gegründet 1886, und meinem Kochtopf, mit «Induction Technology» einer auch bekannten französischen Firma, gegründet 1956. Den Saftbrunnen benutze ich nicht jeden Tag, zu aufwändig, die Reinigung!, mein Büchlein «Mit Goethe durch das Jahr» aber schon. Es hat drum einen Ehrenplatz, gut sichtbar, oben auf dem Kolben des Entsafters. Nun hole ich neulich meinen «Tefal» heraus, dünste das Kurkuma etwas an, natürlich mit Pfeffer, dann Brühe dazu, und bin grad dabei, die schon hübsch weich gekochten Kartoffeln und die roten Beete fein zu verquirlen, da kommt`s zum Fast-Malheur: der Quirl lässt den Entsafter vibrieren, auf dem prompt Goethe ins Rutschen kommt, mit Kurs auf die Suppe, und nur dank meiner superschnellen Reaktion gelingt es mir, die kostbaren Tagessprüche vor dem Bad im roten Suppenmeer zu bewahren.

Der «Faust» hat mich irgendwie immer begleitet, dieser Pakt, die Idee, die Seele zu verkaufen, weltberühmt, einer der Stoffe der Weltliteratur, wer kann sich dem entziehen. Ein sehr lieb gewordener Begleiter aber ist mir mein Tages-Goethe geworden. Mit seinen Wahrheiten. Die sensationell aktuell sein können. Als ob Goethe unser braves Verhalten in dieser COVID-19-Krise beschrieben hätte: «Es ist kein schönrer Anblick in der Welt / als einen Fürsten sehn, der klug regiert. / Das Reich zu sehn, wo jeder stolz gehorcht, / wo jeder nur sich selbst zu dienen glaubt, / weil ihm das Rechte nur befohlen wird.»  Und wo jeder schnell sich fügt, wenn, zum guten Zweck natürlich,  die Demokratie «ausgeknipst» wird, wie es Demokratieforscher Daniel Kübler im «Tagesgespräch» auf DRS 1 vom 25.3.20 formulierte.

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